Am 03. Dezember 2008 hat der Landesrechnungshof Oberösterreich seinen Bericht zum Thema "Das Feuerwehrwesen in OÖ" veröffentlicht. Darin werden in vielfacher Weise das heutige Feuerwehrsystem kritisiert und Anregungen für künftige Änderungen gegeben. Da Hartkirchen eine der 64 kritisierten Gemeinden in OÖ ist, in welcher 4 oder mehr Freiwillige Feuerwehren für den Schutz der Bevölkerung sorgen, möchte ich Ihnen kurz unseren Standpunkt darlegen. Vorweg muss festgehalten werden, dass der Rechnungshof an keiner Stelle weder eine unsachgemäße Verwendung der öffentlichen Mittel noch finanzielle Ungereimtheiten im OÖ. Feuerwehrwesen festgestellt hat !! Ehrenamt ohne Personalkosten ist wirtschaftlichste, sparsamste und zweckmäßigste Organisationsform Das OÖ Feuerwehrwesen ist beinahe ausschließlich auf ehrenamtlichen Leistungen aufgebaut. Es fallen somit nur Ausgaben für Geräte und Feuerwehrhäuser an, aber praktisch keine Personalkosten. Alleine das Aufrechterhalten von hauptberuflichen, regionalen Bezirks-Stützpunkten würde das Doppelte der derzeitigen Jahresausgaben für die Feuerwehren ausmachen. Wer Wirtschaftlichkeit beurteilen will, muss immer wissen, dass das Ehrenamt mehrfach "unbezahlbar" ist: • wegen der freiwillig geleisteten Schulungs-, Übungs- und Einsatzstunden und der damit eingesparten Lohnkosten • wegen der gesellschaftlichen Dimension der Feuerwehren als wesentlicher sozialer Faktor in jeder Kommune • wegen der flächendeckenden Sicherheitsorganisation für beinahe alle Notfälle: o vom Wespennest bis zum Großbrand o vom Verkehrsunfall bis zum Hochwasser o vom Windwurf bis zum Schneedruck o von der Veranstaltungssicherung bis zur Verkehrs-Umleitung Feuerwehr als größte Jugendorganisation sichert Zukunft des Ehrenamtes und ist sinnvolle Freizeitgestaltung Neben der gesellschaftlichen und sicherheitsrelevanten Funktion des Feuerwehrwesens sind die Freiwilligen Feuerwehren auch die größte Jugendorganisation im Land. Mehr als 10.000 Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren sind mit Begeisterung bei der Jugendfeuerwehr. Alleine in unserer Gemeinde sind es zurzeit 45 junge Mädchen und Burschen, die sich für die Feuerwehr begeistern und diese wichtige Aufgabe auch in Zukunft wahrnehmen werden. Die Bereitschaft zu helfen und das Wissen, eine Aufgabe in der Gesellschaft zu haben, stärken die Persönlichkeit und bringen einen Selbstwert in der wichtigen Phase des Erwachsen werdens. Aber diese Aufgabe braucht Wertschätzung, Anerkennung und Motivation. Feuerwehr-Zusammenlegungen als Lösung aller Probleme ? Der Bericht des LRH schlägt vor, Feuerwehren zusammenzulegen und so eine Verbesserung der Gesamtsituation zu erreichen. Diese Einschätzung ist grundlegend FALSCH ! Auch LR Stockinger und Landesfeuerwehrkommandant Huber betonen in einer Aussendung: „Ehrenamt funktioniert nur mit Motivation und aus der Bereitschaft der Menschen, sich für die Gemeinschaft zu engagieren.“ Feuerwehren können nicht am Reißbrett konstruiert werden. Feuerwehren sind seit 150 Jahren gewachsene, soziale Strukturen die man nicht ohne weiteres für eventuelle Kosteneinsparungen ändern kann. Jede Zusammenlegung von Feuerwehren, die nicht aus dem eigenen Wunsch der Feuerwehren kommt, sondern von außen aufgezwungen wird, hätte fatale Folgen für den Mitgliederstand. Feuerwehrleute sind Menschen, die sich für ihre Mitmenschen, für ihre Umgebung einsetzen. Ein Vorgang, der sehr viel lokalen Bezug abverlangt. Würde dieser Bezug verloren gehen und Mitglieder sich einer weit entfernten Feuerwehr anschließen müssen, wären ein Austritt vieler Kameraden und damit ein großer Einschnitt in die Schlagkraft die Folge. Dass so ein Umstand katastrophale Folgen auf die Sicherheit in der Gemeinde Hartkirchen hätte, zeigt ein kurzer Blick in die Vergangenheit: • 2002, August: ein katastrophales Hochwasser bricht über Hartkirchen herein. Dutzende Häuser werden ganz oder teilweise überflutet, viele Straßen sind unpassierbar, mehrere Menschen müssen aus dem Wasser gerettet werden. Die Hartkirchner Feuerwehren leisten alleine in diesen wenigen Tagen über 4000 (!!) unentgeltliche Stunden für die Hartkirchner Bevölkerung. Ein Kamerad bezahlt diesen Einsatz mit seinem Leben. • 2006, Februar: Schneedruck. Viele Dächer sind durch die enormen Schneemengen dem Einsturz nahe und werden von den Feuerwehrleuten in vielen Stunden freigeschaufelt um Schaden von der Bevölkerung und deren Häusern abzuwehren. • 2008. August: ein besonders heftiges Unwetter zieht über die Gemeinde. Binnen Minuten werden Dächer beschädigt und viele Keller unter Wasser gesetzt. Dutzende Bäume blockieren zudem Straßen und bedrohen Menschen. Beinahe gleichzeitig werden die Hartkirchner Feuerwehren zu 70 (!!) Einsätzen gerufen und leisten in Summe über 800 Mannstunden. Dies sind nur 3 von vielen Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit. Eines hatten aber alle diese Einsätze gemeinsam: es handelte sich um schwere Naturereignisse, die großflächig über OÖ herein brachen. Nie konnten wir dabei auf die Hilfe auswärtiger Feuerwehren hoffen, weil diese zuhause genauso im Einsatz standen. Nur der raschen Verfügbarkeit von 300 aktiven Feuerwehrleuten und Reservisten in den 4 Feuerwehren von Hartkirchen ist es zu verdanken, dass rasch überall Hilfe geleistet werden konnte. Hartkirchen braucht seine 4 Feuerwehren auch weiterhin! Die Prognosen der Wetterexperten bestätigen, dass der Klimawandel zu einer Zunahme von lokalen Extrem- und Wetterereignissen führen wird. Starkregen, Sturmböen, Überschwemmungen oder Schneedruck verlangen nach rascher und flächendeckender Hilfe für die Betroffenen. Daher ist es vernünftig, eine breit aufgestellte und eigenständige Feuerwehrstruktur zu haben, die von den Menschen getragen wird und nicht vom Reißbrett aus organisiert ist. 4 Feuerwehren mit über 300 Mitgliedern mag auf dem ersten Blick viel erscheinen, aber es ist zu unser aller Sicherheit, unser Garant auch mit solchen Großereignissen fertig zu werden, ohne dass jemand tagelang warten muss, bis jemand kommt und seinen Keller auspumpt oder die Straße zu seinem Zuhause wieder befahrbar macht. Bis Ende November 2008 wurden von den 4 Feuerwehren in Hartkirchen bereits 263 Einsätze absolviert, davon 17 Brandeinsätze und 246 technische Einsätze. Viele davon ohne Sirenenalarmierung, viele mitten in der Nacht aber alle unentgeltlich. Allein dafür wurden heuer bislang 2713 Mannstunden aufgewendet. Zeiten für Ausbildung und Vorbereitung sind da noch gar nicht dabei. Für diese schwere Aufgabe sind die Hartkirchner Wehren mit der minimal dafür notwendigen Ausrüstung ausgestattet. Die Einsatzfahrzeuge dafür sind optimal auf das gesamte Gemeindegebiet verteilt und stehen ohne lange Anfahrtszeiten sofort dort zur Verfügung, wo sie gebraucht werden. Weitere Fahrzeuge, die nicht alltäglich verwendet werden, stehen auch uns nur über wenige Stützpunkte zur Verfügung, z.B.: • Schweres Rüstfahrzeug (für LKW-Unfälle udgl.): Schwanenstadt (Bezirk Vöcklabruck) • 50 Tonnen Kran: Wels • Heuwehr: Hinterdopl (Bezirk Ried im Innkreis) • Schadstoff-Fahrzeug: Wels • … Das Stützpunktwesen wird in OÖ noch weiter ausgebaut werden, trotzdem wird die Arbeit von den Leuten, den Feuerwehrmännern vor Ort getätigt. Die Leute, die diese Arbeit tätigen machen es nicht für sich, sondern für SIE ! Für Hartkirchen und für seine Bevölkerung. Gerade in Zeiten, in denen wir dieser teils ungerechtfertigten Kritik ausgesetzt sind, brauchen wir Sie. So setzen wir auch weiter auf Ihre Unterstützung, so wie Sie auf unsere Hilfe setzen können. Mit freundlichem Gruß Thomas Pichler, HBI Kommandant der FF Hartkirchen Pflichtbereichskommandant der Gemeinde Hartkirchen. Download Brief: http://www.feuerwehr-hartkirchen.at/hartkirchen/OffenerBrief_LRH-Bericht_A4.pdf
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