Planmäßig sollten sich die Kameraden der Feuerwehr Hartkirchen um 08:00 im Zeughaus einfinden, um, soweit bereits möglich, mit den ersten Aufräumarbeiten zu beginnen. Doch bereits gegen 06:00 wurden sie durch ihre Piepser aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen.
Ein Anrainer aus Unterkarling hatte bei einer Kontrolle des Wasserpegels ein aus dem Wasser ragendes Dach eines PKW entdeckt. Da er sich sicher war, dass sich hier am Vorabend noch kein Fahrzeug befunden hatte, rief er sogleich im Zeughaus der FF Hartkirchen an, welches zum Glück bereits besetzt war. Da Unklarheit darüber bestand, was es denn mit diesem Fahrzeug auf sich hatte, wurde daraufhin sofort die Mannschaft alarmiert, welche sich unverzüglich zum Einsatzort aufmachte.

Dort angelangt, ergab sich folgende Einsatzsituation:

Etwa 30 Meter vom „Ufer“ entfernt ragte nur das Dach eines PKW aus dem Wasser. Obwohl der Pegel bereits gesunken war, stand das Wasser auf der überfluteten Wiese noch immer ca. 1m hoch.

Da aus diesen Umständen keine näheren Details ersichtlich waren und die Feuerwehr Hartkirchen auch über keine Zille verfügte, wurde die Feuerwehr Haizing nachalarmiert. Diese hatte sich bereits am Vortag eine Zille der Nachbarfeuerwehr Aschach geborgt und einen LKW mit HIAB als Transportmittel organisiert, damit wenigstens eine Zille in der Gemeinde zur Verfügung stand.
Damit sollte das Fahrzeug inspiziert werden, um einerseits sicher gehen zu können, dass sich keine Person darin befand und anderseits um auch den Besitzer eruieren zu können.

Zum Entsetzen aller Einsatzkräfte musste jedoch festgestellt werden, dass sich im Fahrzeuginneren eine leblose Person befand.
Sofort wurde Rettung und Notarzt alarmiert und erste Schritte zur Bergung eingeleitet, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits angenommen werden musste, dass vermutlich jede Hilfe zu spät kam.
Kurz darauf trafen auch die mittlerweile alarmierten Taucher des Stützpunktes Eferding ein, welche die Bergung im Wasser vorbereiteten, sowie in weiterer Folge der Gemeindearzt Dr. Meissl.

Als das Fahrzeug aus dem Wasser tauchte, traf die Einsatzkräfte ein Schock: es war das Fahrzeug eines allseits geschätzten Kameraden der Feuerwehr Hartkirchen und die reglose Person im Wagen trägt eine Feuerwehr-Einsatzuniform.


BI Wolfgang Mayr war hier mit seinem Wagen verunglückt. 


Um die seelische Belastung der Hartkirchner Kameraden nicht noch mehr zu steigern, nahmen uns die Kameraden der FF Eferding die schwierige Aufgabe der Bergung ab. Dafür sei ihnen an dieser Stelle nochmals ein aufrichtiges Danke ausgesprochen.
Herrn Dr. Meissl blieb nichts anderes mehr übrig, als den Tod durch Ertrinken zu bestätigen. Jede Hilfe kam hier zu spät.

Was sich in dieser Nacht abgespielt hat, wird man wohl nie in Erfahrung bringen.
BI Mayr war jedoch den ganzen Tag über am Bauhof damit beschäftigt, beim Füllen der Unzahl von Sandsäcken zu helfen. Im Anschluss hielt er sich gemeinsam mit den anderen Kameraden noch bis ca. 01:00 im Zeughaus auf, bis auch er, so wie die anderen zu seiner wohlverdienten Ruhepause nach Hause aufbrach.

Die Einsatzleitung bat ihn, noch einen kurzen Umweg über Karling zu machen, um die aktuelle Hochwasserlage zu kontrollieren. Sollten sich irgendwo Komplikationen ergeben, die ein sofortiges Einschreiten der Einsatzkräfte nötig machen würden, so sollte er per Telefon im Zeughaus Bescheid geben. Da aber in der nächsten halben Stunde ein derartiger Anruf aus blieb, wurde angenommen, dass alles in Ordnung sei und der Einsatz an diesem Tag für alle beendet.

Fest steht jedenfalls, dass zu diesem Zeitpunkt die Aschach in etwa ihren Höchststand erreicht haben dürfte. Auch ein Teil der Straße war überschwemmt und hier herrschte ebenfalls eine sehr starke Strömung. Vielleicht wurde ihm dieser Umstand zum Verhängnis. Die genauen Umstände seines Todes werden aber für immer im Dunkeln bleiben. 

Wir aber, die Kameraden der Feuerwehren der Gemeinde Hartkirchen, sowie viele andere des ganzen Landes werden BI Wolfgang Mayr niemals vergessen.

Einen detaillierten Nachruf finden sie hier

Obwohl der Schock tief saß musste aber mit den Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten nach der Flut begonnen werden.
Zum Glück waren sofort die umliegenden Feuerwehren bereit, die nötigsten Arbeiten im Aufgabenbereich der Feuerwehr Hartkirchen zu übernehmen, um den Kameraden, die Wolfgang Mayr schon so lange kannten, wenigstens einige Stunden der stillen Trauer und des Gedenkens zu ermöglichen.

Der Wasserstand war inzwischen weiter gefallen und auch weitere Regenfälle kündigten sich nicht an, so dass nun erstmals das Ausmaß der Verwüstungen einigermaßen zu Überblicken war. Die größten Schäden waren eindeutig im Bereich von Unterkarling entstanden, welches nach dem Dammbruch überflutet wurde. Das ganze Ausmaß zeigen die folgenden Luftbilder:

Da das Wasser noch nicht ganz abgeflossen war, konnten an diesem Tag nur die etwas höher gelegenen Keller frei gepumpt werden. Dafür rückten die FF Hilkering-Hachlham, die FF Haizing, die FF Öd in Bergen und später auch die FF Hartkirchen nach Karling aus. Als besonders erschwerend kam hier hinzu, dass durch die Überflutung mehrere Ölheizungen ausgehoben wurden. Große Mengen Heizöl traten dabei aus und mussten in Folge teils händisch, teils mit schwerem Spezialgerät gebunden und entsorgt werden.
Auch das händische Ausräumen von stark aufgequillten Pellets aus einigen Kellerräumen forderte große Anstrengungen.

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